Jane Unger
Ich bin vor dreißig Jahren nach Halle gezogen und habe immer wieder festgestellt, dass sich diese Stadt mit ihren Menschen zunächst schwer tut mit dem Stolz-Sein auf die Stadtgeschichte und ihre Traditionen. Vielleicht liegt es daran, dass ein Großteil der hier lebenden Einwohner nicht als Folge einer Wahl des Wunschwohn- und Lebensortes nach Halle gekommen sind. Aber irgendwann packt es die meisten hier Lebenden und sie beschäftigen sich mit dem, was die Stadt ausmacht und worauf man mit Stolz blicken kann.
Zu den lebendigen Schätzen gehört der Stadtsingechor. Ein Chor der Stadt mit einer 900-jährigen Tradition, der es verdient, mehr Aufmerksamkeit zu erhalten, denn wie der Name schon sagt, die Stadt hat sich einen Chor gegeben, der für sie singt.
Meine erste Begegnung mit dem Stadtsingechor, und da befinde ich mich sicher in guter Gesellschaft, waren die Auftritte während der Händelfestspiele, deren Qualität mich begeisterte. Ich fühlte großen Respekt für die Sänger, ihre Disziplin und die Leidenschaft, mit der sie sich den klassischen und geistlichen Werken verschrieben haben. Wie viel Übung gehört dazu, bis ein Chorwerk so einstudiert ist, dass man mit einem großen Orchester und namhaften Solisten gemeinsam während Internationaler Händelfestspiele auftreten kann? Was motiviert diese jungen Sänger dazu, sich dieser Aufgabe immer wieder zu stellen, wo doch so viele andere Freizeitaktivitäten zur Auswahl stehen? Wie hat das gemeinsame Singen, gerade in diesem traditionsreichen Chor, den weiteren Lebensweg geprägt und was ist aus den Generationen von Chorknaben geworden?
Das Jubiläumsjahr gibt Anlass, diesen Fragen nachzugehen und dem Chor herzlich zu gratulieren, der sich mit Stolz in der Stadt präsentieren wird. Er hat es verdient, dass ihm über das Jahr 2016 hinaus eine größere Aufmerksamkeit zu Teil wird. Die Stadt Halle kann stolz sein auf ihren Stadtsingechor!
Das Stadtmuseum gratuliert mit einer Jubiläumsausstellung und freut sich auf viele Begegnungen mit heutigen und ehemaligen Sängern, ihren Eltern und Liebhabern des Chorgesangs.
Jane Unger